Reklamemarken Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer A.G.

Immer mal wieder lassen sich kleine aber besondere Zeitzeugen finden, welche einen Ausflug in die Vergangenheit ermöglichen. Diesmal haben mir glückliche Umstände einen Satz Reklamemarken der „Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer A.G. Frankfurt/M.“ in die Hände gespielt.

Diese Marken besaßen keinen postalischen Wert. Die Briefschreiber klebten sie dennoch gerne zur Verschönerung auf ihre Briefe. Die Blütezeit dieser Marken war von 1890 – 1920. In der Zeit von 1900 – 1914 gab es wohl sogar mehr Reklamemarkensammler als reine Briefmarkensammler. Mit dem 1. Weltkrieg endete das Goldene Zeitalter der Reklamemarken erst einmal.

Reklamemarken von ca. 1900-1914

Wie eine Adler aus der Asche

Vor einigen Jahre habe ich durch eine sehr gute Freundin meine erste richtige Herausforderung im Bereich der Schreibmaschinenreparatur erhalten. Gefunden wurde das gute Stück in einem alten feuchten Keller, welcher bei der Schneeschmelze auch schon unter Wasser stand. Wie lange sie dort schon im Dunkeln ihr Dasein fristen musste, ist unbekannt, jedoch mindestens 30-40 Jahre. Dementsprechend hielt ich bei der Übergabe ein schweres, verdrecktes und rostiges Stück alter Schreibtechnik in der Hand und wusste zu diesem Zeitpunkt weder, um was für eine Maschine es sich handelt, noch wie ich sie wieder zum Leben erwecken kann. Über das Design und die Seriennummer gelang es mir jedoch recht schnell, die „alte Dame“ als Adler Modell 7 aus dem Jahr 1906 zu identifizieren. Von der origninalen Beschriftung war durch eine Überlackierung nichts mehr vorhanden.

Eines war klar, um hier irgendetwas bewirken zu können, musste die Maschine zerlegt werden. In einem solchen Umfang hatte ich dies noch nicht gemacht. Ich behandelte die Mechanik, Schrauben und Muttern erstmal großzügig mit Rostlöser und nahm mir Zeit zum Nachdenken über das große „Wie?“.

Nach einiger Zeit begann ich dann, mich der „alten Dame“ zu widmen, auch wenn ich keinen wirklichen Plan über die Vorgehensweise hatte. Ich fing an, die Schreibmaschine Stück für Stück auseinander zu nehmen. Die folgenden Bilder sollen einen Eindruck vermitteln, welcher Anblick sich mir bot.

Nachdem ich vom anfänglichen Rost und Dreck abgeschreckt war, so konnte ich dann erleichtert feststellen, dass der Rost nur oberflächlich und außer der Zugfeder nichts kaputt war. Ein großer Hoffnungsschimmer in Hinblick auf den Erfolg meiner Mission. Es war somit hauptsächlich eine Fleißarbeit, die Einzelteile zu reinigen und zu entrosten. Die größten Schwierigkeiten für mich waren die Reparatur der Zugfeder, welche mir aber ebenfalls gelang, und den Überblick über die Einzelteile des Technikpuzzels zu behalten. Es hat sich hierbei bewährt, die Teile von Komponenten zusammen zu halten und ähnlich einer Explosionszeichnung anzuordnen. So muss ich nicht lange nach den passenden Teilen oder Schrauben suchen, und kann schon aus der Lage der Teile auf die Position in der Maschine schließen. Diese Vorgehensweise benötigt zwar etwas Platz zum Auslegen, erspart aber den Frust bei der Suche nach Teilen und deren richtiger Position.

Nachfolgende Galerie zeigt die gereinigten Puzzelteile. 🙂

Nach ca. 100 Stunden Arbeit mit Reinigen, Reparieren, Schleifen, Polieren und Montieren stand die funktionstüchtige Schreibmaschine der Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer AG vor mir. Dank dem Internet habe ich in Holland eine neue Beschriftung gefunden, und konnte der Maschine somit ihre Identität zurückgeben. Nun musste ich nur noch ein passendes Farbband finden, denn mit einer Breite von 25 mm gehört dies zu keinem heutigen Schreibmaschinenstandard. Fündig wurde ich beim Druckerzubehör der Marke Pelikan, welche für den Nadeldrucker Printronix P300 (Artikelnummer 531913) ein Farbband in der notwendigen Breite herstellten. Ich musste dieses dann nur noch auf die originalen Farbbandspulen aufwickeln und war endlich am Ziel. 😉