Zug um Zug – ohne Zugband läuft nichts

Vor einiger Zeit erreichte mich folgender Hilferuf:

„Hallo,
ich habe ein kleines Anliegen.
Und zwar habe ich bei mir Zuhause eine Schreibmaschine gefunden, aber leider rückt der Schlitten nicht mehr von allein weiter, da ein Band gerissen ist.
Könnten Sie dieses eventuell reparieren oder mir eine Anleitung beschreiben, wie es funktioniert.
Das wäre klasse.“

Schnittzeichnung Erika Modell 5 mit Zugband und Zugbandspule

Leider dauert es länger, eine „kurze“ Beschreibung zu verfassen als die Reparatur selbst. Ich hoffe, ich kann mit meinen Ausführungen dem Einen oder Anderen helfen, dieses nicht seltene Schreibmaschinenproblem selbst zu lösen. Ich beschreibe hier eine Variante, welche ohne große Kenntnisse von Schreibmaschinen und ohne besonderes Werkzeug ausführbar ist. Es gibt sicher professionellere Methoden, aber hier soll der Erfolg als Anspruch reichen. 😉

In den meisten Fällen reißt irgendwann altersbedingt das Zugband. Ein anderer Schaden liegt häufig nicht vor, solange der Schlitten leichtgängig beweglich ist und sich die Zugfeder noch spannen lässt. Je nach Schreibmaschinentyp gibt es unterschiedliche Befestigungsvarianten, um das Zugband an der Federrolle zu befestigen – außen, innen, mit einfachem Knoten oder Haken. Ich habe bereits verschiedenste Modelle gesehen. Ich kann in diesem Punkt also leider keinen allgemeingültigen Hinweis geben.

Zugbandspule Adler Modell 7

Auch am Wagen befinden sich verschiedene Befestigungsmöglichkeiten. Vom Verknoten, über Klemmschrauben bis zu speziellen Einhängeösen ist alles möglich. Meist lässt sich die ursprüngliche Art und Stelle zur Befestigung durch den Rest des alten Zugbandes bestimmen. Sollten hier Schräubchen, Haken oder ähnliches im Laufe der Zeit verloren gegangen sein, heißt es kreativ werden. 😉 In der Regel sollte sich eine Lösung finden lassen.

Ich verwende als Ersatz einen reißfesten, nicht dehnbaren Perlfaden aus Nylon mit ca. 1 mm Durchmesser. Versuche mit Angelschnur haben sich leider nicht bewährt und ich rate daher davon ab. Da die Zugschnur in Verbindung mit der Zugrolle den Wagen beim Schreiben über den vollständigen Bewegungsbereich zurückführen soll, muss das Zugband die richtige Länge aufweisen. Zum ersten Einsetzen sollte das neue Band reichlich gewählt werden, da man sich die Reparatur sonst selbst unnötig schwer macht.

Beim Ersetzen wähle ich zu Beginn eine Seillänge, die etwa 1/3 größer ist als die maximale Laufweite des Schreibmaschinenwagen. Des Weiteren ist ein langer stabiler Draht, als Hilfsmittel sehr zu empfehlen. Dieser erleichtert das Durchführen des Zugbandes durch die Schreibmaschine und erspart somit aufwändiges und schwieriges Durchfädeln von Hand. Auch ein Zerlegen der Schreibmaschine wird somit unnötig.

Hilfsmittel Draht mit Haken

Nachdem der neue Zugfaden an der Zugfeder/ Spule befestigt ist, versehe ich das andere Ende mit einer Schlaufe. Das neue Zugband um die entspannte Zugrolle wickeln. Dabei auf die Richtung achten. Beim Ziehen des Bandes nach rechts, in Richtung Schreibstellung des Wagens, muss sich die Feder spannen. Auch darf das Zugseil nicht über Kanten am Gehäuse oder Rahmen scheuern. Ggf. die Wickelrichtung nochmals ändern. Als nächstes schiebe ich den bereitgelegten Draht dem eigentlichen Verlauf des Zugbandes folgend durch die Maschine. Den Schreibwagen hierzu ganz nach rechts in Schreibstellung bewegen. Den neuen Zugfaden in den Draht einhängen und dann unter dem Wagen hindurch durch die Maschine ziehen. Dabei sollte sich die Zugfeder spannen. Den Draht also nicht einfach loslassen, sondern das neue Zugseil am Wagen befestigen, jedoch noch nicht endgültig.

Jetzt kommt der Punkt, weshalb ich das Zugseil länger gewählt habe. Die Spannung der Zugfeder muss ausreichen, um den Wagen von der ganz rechten Position nach ganz links zu bewegen. Da die Zugfeder zu Beginn nicht gespannt war, haben wir beim Durchfädeln des Zugseiles nur eine Grundspannung aufgebaut, welche noch nicht ausreichend ist. Auf der Zugrolle sollte jedoch noch mindestens eine Wicklung vorhanden sein, wodurch sich die Spannung noch erhöhen lässt. Immer ein Stück des Zugseiles noch nachziehen, am Wagen befestigen und die Funktion des Wagenrücklaufes testen. Wenn die Spannung für den Wagenrücklauf ausreicht, kann das Zugseil endgültig befestigt werden. Wenn nicht, dann die Spannung, wie zuvor beschrieben, noch weiter erhöhen.

Ich hoffe, ich konnte helfen. Ich wünsche viel Erfolg bei der Reparatur und viel Spaß mit der Schreibmaschine. 🙂

Hilferuf – Merz-Schreibmaschine

Im Jahr 2017 habe ich mich der Herausforderung gestellt, einer alten Schreibmaschine Merz Modell 3, Baujahr 1928, das Schreiben wieder beizubringen. Leider waren die Gussteile für die Typen- und die Tastenlagerung durch innere chemische Prozesse irreparabel beschädigt.

Neue Gussteile hätten den Wert der Schreibmaschine bei weitem überstiegen. Die Kosten für den 3D-Druck waren für beide Teile mit unter 100 € überschaubar und ich wagte mich daher an das Experiment „Ersatzteile aus dem 3D-Drucker“. Aus meiner Sicht ist das Experiment gelungen. Die Schreibmaschine schreibt, wenn auch nicht besonders gut. Mir war im 3D-Modell der Tastenlagerung leider ein Fehler passiert, wodurch ich stark manuell nacharbeiten musste. Leider konnte ich keine ganz reibungslose Funktion in der Tastenlagerung herstellen, wodurch manche Tasten etwas hängenbleiben.

Nachdem ich inzwischen mehrere Hilfrufe zum Thema „Gussteile Merz“ erhalten habe, möchte ich meine Arbeit mit den Hilfesuchenden teilen.

Da ich die Tastenlagerung nochmals neu erstellt habe, um die Fehler auszubügeln, hat es leider etwas länger gedauert, bis ich die 3D-Druck-Daten zur Weitergabe zur Verfügung hatte. Das neue 3D-Modell ist etwas einfacher gestaltet als auf der obigen Abbildung dargestellt. Es sollte aber dennoch den Anforderungen genügen und ein Bastler wird die Bohrlöcher sicherlich hinbekommen. 😉 In der Hoffnung, dass ich dem Einen oder Anderen Merz-Geschädigten weiterhelfen kann, wünsche ich viel Erfolg beim Instandsetzen der Schreibmaschinen. Über eine kurze Rückmeldung zu den Erfolgen würde ich mich freuen.

Die 3D-Druck-Dateien im STL-Format habe ich als Anlage in die PDF-Datei eingebettet. Diese können aus der Datei entsprechend gespeichert und verwendet werden.

Zwei Hände und viele kleine Helfer – Teil 1

Heute möchte ich mich mal wieder dem Thema Reparatur und Reinigung widmen. Die meisten Schreibmaschinenbesitzer werden wohl mit wenigen Hilfsmitteln für die einfache Reinigung auskommen. Die Grundausstattung ist bei den meistens Maschinen schon beim Kauf enthalten – ein Pinsel, eine kleine Bürste und ein Lappen. Unter Umständen ist ein gängiges Druckluft-Spray für die Reinigung von PC-Tastaturen noch hilfreich um den Staub aus dem Inneren der Mechanik zu entfernen.

Da ich doch die eine oder andere Schreibmaschine in meinem Bestand habe und noch einige mehr zu reinigen bzw. reparieren hatte, hat sich praktisch eine eigene Sammlung an verschiedenen Helfern gebildet.

Hilfsmittel

Damit mir beim Entstauben nicht die Luft aus der Dose ausgeht, habe ich mir einen kleinen Airbrush-Kompressor zugelegt. Als Düse verwende ich einen medizinischen Absauger aus dem HNO-Bereich, durch die Länge und die Krümmung ideal, um auch schwer zugängliche Stelle vom Staub zu befreien. Was saugen kann, kann auch blasen 😉 Noch ein weiteres Hilfsmittel aus dem medizinischen Gebiet hat den Weg in meinen Werkzeugkasten gefunden. Ein Zahnarztspiegel hat sich beim aufspüren von Problemen und verdeckten Kontermuttern als äußerst praktisch erwiesen. Online-Shops sei Dank. 🙂 Ansonsten verwende ich selbstverständlich auch ganz klassisch Pinsel und Bürsten. Zum Entfernen von Fremdteilen oder zum Fangen entwischter Muttern und Schrauben sind Pinzette und Magnet ebenfalls immer wieder im Einsatz. Zum Ein- oder Aushängen von diversen Federn verwende ich einen Ingenieurs-Anreißnagel (Bildmitte). Die gerade Seite habe ich einseitig mit einer kleinen Kerbe versehen, in dieser finden die Federn einen gewissen Halt. Durch eine leichte Drehung des Anreißnagels rutschen sie an Ort und Stelle. So lassen sich auch Federn ersetzen, wo ich ohne diesen Helfer, erst die Maschine zerlegen müsste. Dies sollte nach meinen Erfahrungen jedoch, soweit wie möglich, vermieden werden. Muss die Schreibmaschine doch demontiert werden, um eine Reparatur auszuführen, benötigt man zudem verschieden Zangen, Maulschlüssel und Schraubendreher. Hier bin ich in der Abteilung Feinmechanik und Modellbau fündig geworden. Es ist extrem wichtig für das Lösen von Schraubverbindungen, dass richtige Werkzeug einzusetzen, denn sonst sind Madenschrauben oder Schlitzschrauben schnell weggebrochen oder unbrauchbar! Der Ersatz solcher Schrauben kann sich leicht zu einem eigenen großen Problem entwickeln, da sich die Maße nicht unbedingt am heutigen Standard orientieren, sondern meist Spezialanfertigungen sind.

Alte Dame in neuem Kleid

Vor ein paar Wochen entdeckte ich eine Triumph Gabriele bei ebay-Kleinanzeigen in einer ungewöhnlichen Farbkombination – weiß und rot. Hatte ich bisher so noch nicht gesehen und mein Interesse war geweckt. Wie ich feststellen musste, war die rote Farbe nicht original und nicht im besten Zustand. Also wagte ich mal wieder ein neues Experiment. Verwendet habe ich als Grundlackierung Kupfer in Hammerschlagoptik, dann mit weißen bzw. schwarzen Crackle-Lack überlackiert und mit einem Glanzklarlack versiegelt. Nachfolgend das Ergebnis 🙂

Wie eine Adler aus der Asche

Vor einigen Jahre habe ich durch eine sehr gute Freundin meine erste richtige Herausforderung im Bereich der Schreibmaschinenreparatur erhalten. Gefunden wurde das gute Stück in einem alten feuchten Keller, welcher bei der Schneeschmelze auch schon unter Wasser stand. Wie lange sie dort schon im Dunkeln ihr Dasein fristen musste, ist unbekannt, jedoch mindestens 30-40 Jahre. Dementsprechend hielt ich bei der Übergabe ein schweres, verdrecktes und rostiges Stück alter Schreibtechnik in der Hand und wusste zu diesem Zeitpunkt weder, um was für eine Maschine es sich handelt, noch wie ich sie wieder zum Leben erwecken kann. Über das Design und die Seriennummer gelang es mir jedoch recht schnell, die „alte Dame“ als Adler Modell 7 aus dem Jahr 1906 zu identifizieren. Von der origninalen Beschriftung war durch eine Überlackierung nichts mehr vorhanden.

Eines war klar, um hier irgendetwas bewirken zu können, musste die Maschine zerlegt werden. In einem solchen Umfang hatte ich dies noch nicht gemacht. Ich behandelte die Mechanik, Schrauben und Muttern erstmal großzügig mit Rostlöser und nahm mir Zeit zum Nachdenken über das große „Wie?“.

Nach einiger Zeit begann ich dann, mich der „alten Dame“ zu widmen, auch wenn ich keinen wirklichen Plan über die Vorgehensweise hatte. Ich fing an, die Schreibmaschine Stück für Stück auseinander zu nehmen. Die folgenden Bilder sollen einen Eindruck vermitteln, welcher Anblick sich mir bot.

Nachdem ich vom anfänglichen Rost und Dreck abgeschreckt war, so konnte ich dann erleichtert feststellen, dass der Rost nur oberflächlich und außer der Zugfeder nichts kaputt war. Ein großer Hoffnungsschimmer in Hinblick auf den Erfolg meiner Mission. Es war somit hauptsächlich eine Fleißarbeit, die Einzelteile zu reinigen und zu entrosten. Die größten Schwierigkeiten für mich waren die Reparatur der Zugfeder, welche mir aber ebenfalls gelang, und den Überblick über die Einzelteile des Technikpuzzels zu behalten. Es hat sich hierbei bewährt, die Teile von Komponenten zusammen zu halten und ähnlich einer Explosionszeichnung anzuordnen. So muss ich nicht lange nach den passenden Teilen oder Schrauben suchen, und kann schon aus der Lage der Teile auf die Position in der Maschine schließen. Diese Vorgehensweise benötigt zwar etwas Platz zum Auslegen, erspart aber den Frust bei der Suche nach Teilen und deren richtiger Position.

Nachfolgende Galerie zeigt die gereinigten Puzzelteile. 🙂

Nach ca. 100 Stunden Arbeit mit Reinigen, Reparieren, Schleifen, Polieren und Montieren stand die funktionstüchtige Schreibmaschine der Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer AG vor mir. Dank dem Internet habe ich in Holland eine neue Beschriftung gefunden, und konnte der Maschine somit ihre Identität zurückgeben. Nun musste ich nur noch ein passendes Farbband finden, denn mit einer Breite von 25 mm gehört dies zu keinem heutigen Schreibmaschinenstandard. Fündig wurde ich beim Druckerzubehör der Marke Pelikan, welche für den Nadeldrucker Printronix P300 (Artikelnummer 531913) ein Farbband in der notwendigen Breite herstellten. Ich musste dieses dann nur noch auf die originalen Farbbandspulen aufwickeln und war endlich am Ziel. 😉

3D-Druck – Chance zur Fertigung von Ersatzteilen – Teil 2

Nun endlich die Fortsetzung zu meinem Beitrag vom 10. April 2017. Die weitere Reparatur meiner Schreibmaschine Merz Modell 3, Baujahr 1928, hat sich leider etwas verzögert. Es ist mir jetzt aber geglückt und ich bin mit dem Ergebnis recht zufrieden.

Nachdem ich diese Maschine eigentlich nur als Ersatzteilspender gekauft hatte, packte mich dann doch der Ehrgeiz, der „alten Dame“ wieder leben einzuhauchen. Nachdem ich aber die Typenlagerung und die Tastenlagerung entnommen hatte, stand die Frage nach dem „Wie?“ im Raum. Nachdem die Kosten für Ersatzteile aus Metall (Guss, CNC-Fräsung) den finanziellen Rahmen gesprengt hätten, startete ich mein Projekt „Ersatzteile aus dem 3D-Drucker“.

In meinem ersten Beitrag bin ich bereits auf die Details zum 3D-Druck eingegangen, dies lasse ich hier also weg. Das Material war wesentlich stabiler als ich erwartet hatte. So konnte ich die noch notwendigen Anpassungen durch Schleifen und Bohren vornehmen, selbst das Schneiden von Gewinde war möglich.

Ich hoffe anhand der Bilder wird meine Vorgehensweise etwas nachvollziehbar.

 

 

Mein Fazit ist, dass der 3D-Druck durchaus Potential besitzt, diverse Teile von Schreibmaschinen zu ersetzen. Die größte Herausforderung hierbei ist, ein möglichst genaues 3D-Modell zu fertigen, denn ohne dieses kein Druck. Hierbei wird es bei fehlenden  Teilen in der Praxis wohl Probleme geben, an die notwendigen Maße zu kommen. Bei defekten aber vorhanden Teilen benötigt man nur ein 3D-Programm, einen Mess-Schieber und etwas Geduld. Ok, manchmal ist auch etwas mehr Geduld nötig 😉

Das Ergebnis lässt sich nachfolgend betrachten. Sie schreibt wieder und die Bilder zeigen den ursprünglichen und den neuen Zustand. Mir gefällt der neue Look besser. 😉

3D-Druck – Chance zur Fertigung von Ersatzteilen

Wer schon mal eine defekte Schreibmaschine reparieren wollte und dazu Ersatzteile benötigte, hat bestimmt gemerkt, wie schwierig es ist Ersatzteile zu finden. Ich selbst habe, dann auch schon auf baugleiche Schreibmaschinen zurückgegriffen, um mir die benötigten Teile zu beschaffen. Bei dieser Art der Beschaffung gibt es jedoch Probleme, wenn die Maschine entsprechend selten ist, oder wie im Fall meiner Schreibmaschinen Merz Modell 3, bei fast allen Maschinen der gleiche defekt Auftritt. Bei der Merz 3 sind speziell 2 Gussteile von der sogenannten Gusspest betroffen. Bei der Alterung des Metalls, im Besonderen, wenn die Teile größeren Temperaturschwankungen unterliegen, löst sich die Struktur des Metalls auf. Es entstehen Risse, die Bauteile beginnen sich zu dehnen und brechen dann Stück für Stück auseinander. Da ich also nicht auf Originalteile zurückgreifen konnte, habe ich mich entschieden einen Versuch zu starten, die Ersatzteile mittels 3D-Druck fertigen zu lassen. Nachdem ich die Teile mittels 3D-Modelling virtuell neu erstellt habe, ließ ich sie im SLS-Verfahren (Lasersintern, Material PA2200) drucken. Nachdem ich nun die erste Komponente mit dem Kunstoff-Ersatzteil zusammengebaut habe, sieht es so aus, als könnte sich das Verfahren tatsächlich in der Praxis bewähren. Ich werde hierzu weiter berichten, wenn ich die Schreibmaschine wieder komplettiere.