Weihnachtsgrüße …

… mal ohne Schreibmaschine.

Ein verrücktes Jahr nähert sich dem Ende und es war wieder ein Jahr mit wenig Zeit für mein Schreibmaschinenhobby und meinen Blog.

Ich freue mich dennoch über die zahlreichen Anfragen und noch mehr darüber, dass ich dem Ein oder Anderem auch aus der Ferne bei kleinen technischen Problemen helfen konnte.

Ich wünsche ein frohes und friedvolles Weihnachtsfest und uns allen ein besseres Jahr 2023.

Reklamemarken Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer A.G.

Immer mal wieder lassen sich kleine aber besondere Zeitzeugen finden, welche einen Ausflug in die Vergangenheit ermöglichen. Diesmal haben mir glückliche Umstände einen Satz Reklamemarken der „Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer A.G. Frankfurt/M.“ in die Hände gespielt.

Diese Marken besaßen keinen postalischen Wert. Die Briefschreiber klebten sie dennoch gerne zur Verschönerung auf ihre Briefe. Die Blütezeit dieser Marken war von 1890 – 1920. In der Zeit von 1900 – 1914 gab es wohl sogar mehr Reklamemarkensammler als reine Briefmarkensammler. Mit dem 1. Weltkrieg endete das Goldene Zeitalter der Reklamemarken erst einmal.

Reklamemarken von ca. 1900-1914

Erika Modell 5 – Eine Preisübersicht von 1928

Es ist doch immer wieder ein Glücksfall, wenn alte Zeitzeugnisse den Weg in Hände Interessierter finden.

Darf es eventuell ein Koffer mit imitiertem Schlangenleder sein? 😉

Dienerin Ihres Erfolges – Schreibmaschine „Ideal“

Im Jahr 1900 brachte die Firma Seidel & Naumann, Dresden das erste Modell Ihrer Typenhebel-Schreibmaschine „Ideal“ mit sichtbarer Schrift auf den Markt. Bereits 1903 konnte die 10 000. Ideal-Schreibmaschine vom Modell 2 produziert werden. Eine Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf. Auch 30 Jahre nach der ersten „Ideal“ produzierte die Seidel & Naumann AG die erfolgreiche Büroschreibmaschine weiter, natürlich nicht unverändert. Einen Einblick in die veränderte Konstruktion und die große Vielfalt der erhältlichen Schreibmaschinen vom Typ „Ideal“ erhielt man in den 30er Jahren durch ein kleines Verkaufsprospekt, welches durch glückliche Fügung den Weg in meine Hände fand.

Wie heißt es so schön? Klappern gehört zum Handwerk. „Nur der schöne Schreibmaschinen-Brief ist der richtige Repräsentant Ihres Geschäftes oder Amtes.“ und diesen schreibt man am besten mit einer Ideal-Schreibmaschine. Überzeugen Sie sich selbst. 😉

40 Jahre Gustav Tietze AG / 1896 – 1936

Ein paar Mal hatte ich bereits das Glück, auf Schätze aus längst vergangenen Tagen zu stoßen. Auch wenn sich meine Hoffnung nicht erfüllt hat, neue Informationen zu meinen Recherchen zur Typenrad-Schreibmaschine ´EXACT´ der Firma Gustav Tietze AG zu erlangen, so ist der Firmenprospekt zum 40-jährigen Jubiläum der Firma Gustav Tietze AG in Leipzig dennoch ein fantastisches Zeitzeugnis und ein weiterer Schatz in meiner Sammlung.

In Zeiten ohne Internet und Dauerwerbung wurde viel Wert darauf gelegt, Kunden und Geschäftsfreunde zu binden und Wertschätzung zu zeigen. Die Jubiläums-Schrift wurde von der Frau Direktor Tietze handsigniert und gewährt einen Einblick in die Entwicklung des Unternehmens seit 1896. Durch die zahlreichen Bilder erhält man eine Führung durch den Betrieb im Jahr 1936 und kann den Arbeitsalltag der Mitarbeiter ein kleines bisschen nachvollziehen.

Ich wünsche viel Vergnügen bei der Zeitreise. 🙂

Zug um Zug – ohne Zugband läuft nichts

Vor einiger Zeit erreichte mich folgender Hilferuf:

„Hallo,
ich habe ein kleines Anliegen.
Und zwar habe ich bei mir Zuhause eine Schreibmaschine gefunden, aber leider rückt der Schlitten nicht mehr von allein weiter, da ein Band gerissen ist.
Könnten Sie dieses eventuell reparieren oder mir eine Anleitung beschreiben, wie es funktioniert.
Das wäre klasse.“

Schnittzeichnung Erika Modell 5 mit Zugband und Zugbandspule

Leider dauert es länger, eine „kurze“ Beschreibung zu verfassen als die Reparatur selbst. Ich hoffe, ich kann mit meinen Ausführungen dem Einen oder Anderen helfen, dieses nicht seltene Schreibmaschinenproblem selbst zu lösen. Ich beschreibe hier eine Variante, welche ohne große Kenntnisse von Schreibmaschinen und ohne besonderes Werkzeug ausführbar ist. Es gibt sicher professionellere Methoden, aber hier soll der Erfolg als Anspruch reichen. 😉

In den meisten Fällen reißt irgendwann altersbedingt das Zugband. Ein anderer Schaden liegt häufig nicht vor, solange der Schlitten leichtgängig beweglich ist und sich die Zugfeder noch spannen lässt. Je nach Schreibmaschinentyp gibt es unterschiedliche Befestigungsvarianten, um das Zugband an der Federrolle zu befestigen – außen, innen, mit einfachem Knoten oder Haken. Ich habe bereits verschiedenste Modelle gesehen. Ich kann in diesem Punkt also leider keinen allgemeingültigen Hinweis geben.

Zugbandspule Adler Modell 7

Auch am Wagen befinden sich verschiedene Befestigungsmöglichkeiten. Vom Verknoten, über Klemmschrauben bis zu speziellen Einhängeösen ist alles möglich. Meist lässt sich die ursprüngliche Art und Stelle zur Befestigung durch den Rest des alten Zugbandes bestimmen. Sollten hier Schräubchen, Haken oder ähnliches im Laufe der Zeit verloren gegangen sein, heißt es kreativ werden. 😉 In der Regel sollte sich eine Lösung finden lassen.

Ich verwende als Ersatz einen reißfesten, nicht dehnbaren Perlfaden aus Nylon mit ca. 1 mm Durchmesser. Versuche mit Angelschnur haben sich leider nicht bewährt und ich rate daher davon ab. Da die Zugschnur in Verbindung mit der Zugrolle den Wagen beim Schreiben über den vollständigen Bewegungsbereich zurückführen soll, muss das Zugband die richtige Länge aufweisen. Zum ersten Einsetzen sollte das neue Band reichlich gewählt werden, da man sich die Reparatur sonst selbst unnötig schwer macht.

Beim Ersetzen wähle ich zu Beginn eine Seillänge, die etwa 1/3 größer ist als die maximale Laufweite des Schreibmaschinenwagen. Des Weiteren ist ein langer stabiler Draht, als Hilfsmittel sehr zu empfehlen. Dieser erleichtert das Durchführen des Zugbandes durch die Schreibmaschine und erspart somit aufwändiges und schwieriges Durchfädeln von Hand. Auch ein Zerlegen der Schreibmaschine wird somit unnötig.

Hilfsmittel Draht mit Haken

Nachdem der neue Zugfaden an der Zugfeder/ Spule befestigt ist, versehe ich das andere Ende mit einer Schlaufe. Das neue Zugband um die entspannte Zugrolle wickeln. Dabei auf die Richtung achten. Beim Ziehen des Bandes nach rechts, in Richtung Schreibstellung des Wagens, muss sich die Feder spannen. Auch darf das Zugseil nicht über Kanten am Gehäuse oder Rahmen scheuern. Ggf. die Wickelrichtung nochmals ändern. Als nächstes schiebe ich den bereitgelegten Draht dem eigentlichen Verlauf des Zugbandes folgend durch die Maschine. Den Schreibwagen hierzu ganz nach rechts in Schreibstellung bewegen. Den neuen Zugfaden in den Draht einhängen und dann unter dem Wagen hindurch durch die Maschine ziehen. Dabei sollte sich die Zugfeder spannen. Den Draht also nicht einfach loslassen, sondern das neue Zugseil am Wagen befestigen, jedoch noch nicht endgültig.

Jetzt kommt der Punkt, weshalb ich das Zugseil länger gewählt habe. Die Spannung der Zugfeder muss ausreichen, um den Wagen von der ganz rechten Position nach ganz links zu bewegen. Da die Zugfeder zu Beginn nicht gespannt war, haben wir beim Durchfädeln des Zugseiles nur eine Grundspannung aufgebaut, welche noch nicht ausreichend ist. Auf der Zugrolle sollte jedoch noch mindestens eine Wicklung vorhanden sein, wodurch sich die Spannung noch erhöhen lässt. Immer ein Stück des Zugseiles noch nachziehen, am Wagen befestigen und die Funktion des Wagenrücklaufes testen. Wenn die Spannung für den Wagenrücklauf ausreicht, kann das Zugseil endgültig befestigt werden. Wenn nicht, dann die Spannung, wie zuvor beschrieben, noch weiter erhöhen.

Ich hoffe, ich konnte helfen. Ich wünsche viel Erfolg bei der Reparatur und viel Spaß mit der Schreibmaschine. 🙂

Hilferuf – Merz-Schreibmaschine

Im Jahr 2017 habe ich mich der Herausforderung gestellt, einer alten Schreibmaschine Merz Modell 3, Baujahr 1928, das Schreiben wieder beizubringen. Leider waren die Gussteile für die Typen- und die Tastenlagerung durch innere chemische Prozesse irreparabel beschädigt.

Neue Gussteile hätten den Wert der Schreibmaschine bei weitem überstiegen. Die Kosten für den 3D-Druck waren für beide Teile mit unter 100 € überschaubar und ich wagte mich daher an das Experiment „Ersatzteile aus dem 3D-Drucker“. Aus meiner Sicht ist das Experiment gelungen. Die Schreibmaschine schreibt, wenn auch nicht besonders gut. Mir war im 3D-Modell der Tastenlagerung leider ein Fehler passiert, wodurch ich stark manuell nacharbeiten musste. Leider konnte ich keine ganz reibungslose Funktion in der Tastenlagerung herstellen, wodurch manche Tasten etwas hängenbleiben.

Nachdem ich inzwischen mehrere Hilfrufe zum Thema „Gussteile Merz“ erhalten habe, möchte ich meine Arbeit mit den Hilfesuchenden teilen.

Da ich die Tastenlagerung nochmals neu erstellt habe, um die Fehler auszubügeln, hat es leider etwas länger gedauert, bis ich die 3D-Druck-Daten zur Weitergabe zur Verfügung hatte. Das neue 3D-Modell ist etwas einfacher gestaltet als auf der obigen Abbildung dargestellt. Es sollte aber dennoch den Anforderungen genügen und ein Bastler wird die Bohrlöcher sicherlich hinbekommen. 😉 In der Hoffnung, dass ich dem Einen oder Anderen Merz-Geschädigten weiterhelfen kann, wünsche ich viel Erfolg beim Instandsetzen der Schreibmaschinen. Über eine kurze Rückmeldung zu den Erfolgen würde ich mich freuen.

Die 3D-Druck-Dateien im STL-Format habe ich als Anlage in die PDF-Datei eingebettet. Diese können aus der Datei entsprechend gespeichert und verwendet werden.

Des Rätsels Lösung?

Nach langer Zeit nun endlich die Fortsetzung bzw. des Rätsels Lösung zu meinem Beitrag Schreibmaschine und Bürotechnik – ein Rätsel der Archäologie.

In Vorbereitung meines Artikels für die Publikation des Landesamtes für Archäologie bekam ich die Möglichkeit, die gefundenen Überreste nochmals in Augenschein zu nehmen. Durch die Besichtigung und durch weitere Fotos hatte ich neue beziehungsweise bessere Anhaltspunkte für weitere Recherchen. In den Bildern habe ich die relevanten Identifikationsmerkmale farblich markiert, um so die Gemeinsamkeiten der Funde mit meinen Ergebnissen zu verdeutlichen.

Die Rechenmaschine

Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich am Computer saß und wie viele Bilder ich mir von alten Rechenmaschinen angeschaut habe, aber es waren wirklich viele. Irgendwann stellte ich Ähnlichkeiten der Überreste beim Design und der Bauweise mit den Rechenmaschinen der Marke R.C. Allen fest, jedoch leider keine genaue Übereinstimmung. Ich fand heraus, dass die Firma R.C. Allen die Firma Add-Index Corporation im Jahr 1934 übernommen hat und ich begann daher, mir Modelle dieser Marke anzuschauen. Leider ist es aufgrund der begrenzten Anzahl von Fotos und der Ausrichtung der Maschinen auf den Bildern sehr schwierig, einen Abgleich mit dem Fund zu machen. Zum Glück bin ich nicht der einzige Fan von alten Büromaschinen und deren Geschichte und so konnte ich durch die Unterstützung von Mitgliedern des I.F.H.B. (Internationales Forum Historische Bürowelt e.V.) die Maschine nun endlich einem Modell zuordnen. Es handelt sich um eine Add-Index Modell 1099, welche wohl zwischen 1922 und 1934, bis zur Übernahme der Firma durch R.C. Allen, gebaut wurde.

weitere Quellen: http://www.rechnerlexikon.de/artikel/Add-Index_Material#Materialsammlung_f%C3%BCr_Add-Index_Corporation_und_Add-Index_Addiermaschine / http://www.rechnerlexikon.de/artikel/R.C._Allen_Standard / http://www.rechnerlexikon.de/artikel/Add-Index_Corporation

Die Schreibmaschine

Auch bei den Fotos der Schreibmaschine wurden weitere Details sichtbar, welche meine anfängliche Theorie über Hersteller und Typ der Maschine unterstützten. Nachdem die Richtung klar war, versuchte ich Bilder und Informationen zu finden, mit welchen ich meine Vermutung untermauern kann. Dabei konnte ich auf die Werke von Leonhard Dingwerth, „Die Seidel & Naumann Story“ von Dietmar Schreier und Kurt Geißler (2011) und durch Käuferglück im Internet auf ein Werbeprospekt von Anfang der 1930er zurückgreifen. Es ist sehr schwierig, Bauteile im Inneren der Maschinen zu sehen, solange diese intakt sind, doch beim vorliegenden Modell D der Ideal gab es noch keine vollständige Verkleidung und so konnte ich in verschiedenen Abbildungen das gleiche Bauteil finden wie auch an den Überresten. Es gehört wohl zur Halterung des Typenkorbes und ist sehr modellspezifisch. Bei früheren Modellen konnte ich dieses Bauteil nicht ausmachen und auch bei späteren nicht. Ebenso spricht die Lage der Dezimaltabulatoren für den vermuteten Schreibmaschinentyp, da diese Ende der 1930er Jahre hinter die Tastatur verlagert wurden. Aufgrund der vorliegenden Informationen gehe ich davon aus, dass es sich um eine Ideal-Schreibmaschine mit Dezimaltabulatoren aus der Zeit zwischen 1922-1932 oder um eine frühe Ideal-Blitz handelt.

Ob das Rätsel damit gelöst ist, lässt sich leider nicht abschließend sagen. Dazu müsste man die Überreste mit intakten Maschinen vergleichen können (Maße, Material usw). Für mich ist jedenfalls mit ausreichender Wahrscheinlichkeit die Identität geklärt und meine Möglichkeiten sind vorerst ausgeschöpft. Alle weiteren Untersuchungen überlasse ich den zukünftigen Archäologen und Wissenschaftlern. 😉

Meine erste Publikation

Heute ist es soweit – mein erster Beitrag in einer Fachzeitschrift ist erschienen. 🙂

Nicht, wie zu vermuten wäre, in einer Ausgabe einer Technikzeitschrift, sondern in einem archäologischen Fachmagazin, welches einmal jährlich vom Landesamt für Archäologie Sachsen herausgegeben wird.

ARCHAEO 15.2018 – Auszug Seite 26

Diese Ausgabe des ARCHAEO ist in Kürze im Buchhandel unter der ISBN-Nr. 978-3-943770-42-1 oder direkt über den Onlineshop des Landesamtes für Archäologie Sachsen zu erhalten.

Onlineshop des Landesamtes für Archäologie Sachsen